Künstlergemeinschaft & Bildhauerwerkstatt

Dipl. Bildhauer Julia Schulz & Johannes Zeller


Der gordische Knoten

   

Julia Schulz
Cottaer Sandstein
42x37x32 cm

Gefördert durch das Stipendium "Denkzeit" der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen 2020.


Auszug aus dem Sachbericht für die Kulturstiftung zu dieser Skulptur


"Auf dem Weg zur Realisierung standen zu Beginn umfassende Recherchen.

Einmal zur historischen Sage "Der gordische Knoten", welche eng verknüpft ist mit der historischen Person Alexanders des Großen und außerdem zu symbolischen Bedeutungen verschiedener Knotenornamente in diversen Epochen und Kulturkreisen.

Das Sammeln dieser Fakten war ein bereichernder Prozess, bezüglich meiner Wissenserweiterung und die konkrete Ideenfindung zum Erscheinungsbild der Skulptur. Dieser Rechercheprozess war mir besonders wichtig, da ich ein Objekt zu diesem Thema erschaffen wollte, welches anknüpft an die seit Jahrtausenden bestehende Symbolsprache. Dabei war besonders interessant, dass das Verständnis von sehr alten Symbolen, wie es der Knoten ist, fast als universell bezeichnet werden kann. Die ältesten Funde gehen auf die Jungsteinzeit zurück. So ist anzunehmen, dass diese Ursprungssymbole in verschiedenen späteren Kulturen aus einer Bedeutung und Herkunft heraus sich ähnlich entwickelt haben, aber in den Details von Kultur zu Kultur leicht variieren.

In Bezug auf das Erscheinungsbild meiner Skulptur bildeten sich zwei Möglichkeiten heraus: entweder zwei offene Seilenden oder die Darstellung als in sich geschlossene Endlosschleife. Ich entschied mich bei der Umsetzung für letzteres. Die Gründe hierfür liegen in der Bedeutung von Endlosschleifen in der keltischen, wie in der buddhistischen Kultur. Während dieses Arbeitsprozesses wurde das Bedürfnis konkreter den zweidimensionalen Charakter von Knotensymbolen in eine dreidimensionale Skulptur umzusetzen.

Die Idee, den gordischen Knoten als Objekt in Form einer Endlosschleife darzustellen, barg für mich dennoch die Gefahr, dass diese Skulptur in ein ausschließliches Design-Objekt abgleiten könnte. Ich erinnerte mich an Darstellungen von Schlangen, welche sich selbst in den Schwanz beißen und so einen Kreis bilden (Ouroboros) und überlegte, ob dies abgewandelt die richtige Lösung für nicht vorhandene Tauenden sein könnte.

Ich begann mich intensivst mit kulturhistorischen Fakten auseinanderzusetzen. Das Schlangensymbol steht für zerstörerische und schöpferische Prozesse zugleich, diese Bedeutung wird im über 3500 Jahre alten Symbol des Ouroboros erstmalig thematisiert. Jener veranschaulicht, dass jedem Anfang bereits das Ende inne wohnt, wie auch ein Ende die Voraussetzung für einen neuen Anfang ist. Gerade auf die aktuelle globale Situation bezogen, kommt mir dies äußerst passend vor - ich denke hier neben der Problematik des Covid-19 Virus auch an die sich anbahnenden Herausforderungen aufgrund der rasanten Klimaveränderung.

Es reifte die Idee in mir heran, diese drei Bereiche in einer Skulptur zu vereinen: den gordische Knoten als Problemstellung, die Bedeutungen von Endlosschleifen, das Symbol der sich in den Schwanz beißenden Schlange.

Die Arbeit an der Skulptur war für mich eine besonders schöne Herausforderung. Im Gegensatz zum Formen eines Knotens mit flexiblen Materialien, ist die gedankliche Konzeption eines Knotens und der anschließende Prozess des Herausarbeitens aus einem starren Material weitaus anspruchsvoller. Ich wählte dafür einen Cottaer Sandstein. Die Feinkörnigkeit dieses Steines lässt eine glatte Oberfläche und damit die Sichtbarwerdung seiner Bänderung zu. Dieser Aspekt war mir im Hinblick auf eine Schlangenhaut von besonderer Bedeutung. Die drei Durchbrüche in der Skulptur waren eine handwerkliche Herausforderung, da diese auch Instabilität im Material provozieren. Künstlerisch sind sie sehr wichtig. Ich wollte einen luftigen und dennoch in sich verschlungenen Eindruck erzeugen."